Intrathekale Gabe von Medikamenten: Schmerzpumpe
Was ist eine Schmerzpumpe, und wie funktioniert sie?
Bei der intrathekalen Gabe von Medikamenten wird eine sogenannte Schmerzpumpe – also ein kleines Gerät – unter der Bauchwand implantiert. Damit werden bei chronischen Rücken‑ oder Beinschmerzen Schmerzmittel gezielt verabreicht. Von der Schmerzpumpe wird ein dünner Schlauch (Katheter) in das Rückenmark gelegt, über den der Wirkstoff kontinuierlich in das Nervenwasser (Liquor) in der Wirbelsäule – den sogenannten Intrathekalraum – abgegeben wird. Dies wird als intrathekale Gabe von Medikamenten bezeichnet.
Die intrathekale Gabe von Medikamenten kann bei starken chronischen Schmerzen zu einer deutlichen Linderung führen. Während bei oraler Einnahme von Medikamenten durch den Blutkreislauf eine Verteilung im ganzen Körper erfolgt – dabei erreicht nur ein geringer Teil der verabreichten Dosis die Schmerzrezeptoren im Rückenmark –, gelangt der Wirkstoff mittels der Schmerzpumpe direkt an die Nerven im Rückenmark. Durch die intrathekale Arzneimittelinfusion kann also eine orale Gabe von Medikamenten verringert oder vermieden werden – so treten weniger Nebenwirkungen auf, da der Wirkstoff kontinuierlich in sehr geringer Dosierung und gezielt verabreicht wird.
Meistens werden mit einer Schmerzpumpe Morphin oder mit Morphin verwandte Medikamente verabreicht. Auch andere Medikamente wie beispielsweise Muskelrelaxantien oder neuartige Schmerzmedikamente werden eingesetzt. Der behandelnde Arzt kann die Schmerzpumpe einstellen und somit Dosis, Geschwindigkeit und Zeitpunkt der Wirkstoffabgabe anpassen.
Nach der Implantation wird die Pumpe regelmäßig mit dem Medikament aufgefüllt. Das erfolgt schmerzarm durch die Haut hindurch mit einer Injektionsnadel. Für die Auffüllung der Medikamentenpumpe werden mit den Patienten individuelle Termine in der Schmerzklinik Berlin vereinbart.
Für wen eignet sich die intrathekale Gabe von Medikamenten?
Die intrathekale Gabe von Medikamenten ist eine Behandlungsoption für Patienten mit schweren chronischen Schmerzen, die durch übliche Schmerzmedikamente nicht zufriedenstellend gelindert werden können. Auch stellt sie eine Behandlungsoption dar, wenn durch oral verabreichte Medikamente starke Nebenwirkungen auftreten.
Eine intrathekale Gabe von Arzneimitteln kann darüber hinaus zur Behandlung von erhöhten Muskelspannungen (Spastiken), die die Beweglichkeit beeinträchtigen, eingesetzt werden. Diese treten beispielsweise bei Multipler Sklerose auf.
Wann ist die intrathekale Gabe von Medikamenten die richtige Behandlung?
Die Auswahl von (weiteren) Behandlungsmethoden hängt immer von der Art und der Schwere der Schmerzen sowie von der Reaktion auf bisherige Behandlungsversuche ab. Vor der dauerhaften Implantation einer Schmerzpumpe wird getestet, ob der Patient die rückenmarksnahe Gabe von Medikamenten verträgt und ob damit eine Linderung der Schmerzen erreicht werden kann. Dazu wird in einem minimalinvasiven Verfahren ein Katheter implantiert und an eine externe Schmerzpumpe angeschlossen. Dann erhält der Patient das Arzneimittel kontinuierlich direkt in den Intrathekalraum und kann somit bewerten, ob er eine dauerhafte Implantation einer Schmerzpumpe wünscht.
Wie läuft die Implantation der Schmerzpumpe ab?
Vor der Operation zur Implantation einer Schmerzpumpe besprechen Arzt und Patient gemeinsam, an welcher Stelle die Pumpe eingesetzt werden soll. Meistens wird das Gerät am Bauch eingesetzt. Die Operation dauert ungefähr eine Stunde und erfolgt in der Schmerzklinik Berlin. Anschließend ist in manchen Fällen ein kurzer Krankenhausaufenthalt notwendig. Der Eingriff umfasst folgende Schritte:
- Der Patient liegt auf dem OP-Tisch – im Regelfall auf einer Seite.
- Es wird ein Medikament verabreicht, das den Patienten in Narkose versetzt.
- Der Arzt macht einen Einschnitt von ungefähr fünfzehn Zentimetern Länge im Unterkörper des Patienten.
- Unter der Haut wird eine Tasche geschaffen, in der der Arzt die Pumpe platziert.
- Auf dem Rücken des Patienten wird ein zweiter Einschnitt mit einer Länge von ungefähr fünf bis acht Zentimetern Länge vorgenommen. Der Katheter wird an der richtigen Stelle implantiert.
- Der Katheter wird unter der Haut zur Pumpe geführt und fest damit verbunden.
- Nachdem Schmerzpumpe und Katheter platziert sind, werden die Einschnitte vernäht, und der Eingriff wird beendet.
Vorteile der intrathekalen Gabe von Medikamenten
- Verringerung von medikamentösen Nebenwirkungen
Durch die intrathekale Medikamentengabe treten bedeutend weniger Nebenwirkungen als bei oraler Gabe von Arzneimitteln auf. - Deutliche und dauerhafte Reduzierung der Schmerzen
Durch die direkte Abgabe von Schmerzmedikamenten in den Intrathekalraum werden Schmerzen deutlich gelindert. Da das verwendete Arzneimittel kontinuierlich verabreicht wird, hält dessen Wirkung dauerhaft an. - Höhere Lebensqualität
Patienten mit implantierter Schmerzpumpe können ihren Alltag besser meistern und Aktivitäten, die durch die Schmerzen nicht mehr möglich waren, wieder aufnehmen. - Alternative zu oralen Schmerzmitteln
Durch die gezielte Abgabe des Schmerzmedikaments in den Liquor benötigen Patienten weniger oral verabreichte Schmerzmittel oder können diese sogar ganz absetzen. Die Schmerzpumpe kann auch eine Alternative darstellen, wenn eine orale Gabe von Medikamenten nicht zu einer Linderung der Schmerzen führt. - Testphase ermöglicht „Ausprobieren“ der Therapie
In der Testphase kann vor einer dauerhaften Therapie überprüft werden, ob der Patient mit der Behandlung und der Wirkung zufrieden ist. Die Schmerzpumpe kann außerdem deaktiviert oder chirurgisch entfernt werden, wenn der Patient die Therapie nicht mehr möchte.