Fibromyalgie – Fibromyalgiesyndrom
Bei der Fibromyalgie bzw. beim Fibromyalgiesyndrom (FMS) handelt es sich um eine chronische Schmerzerkrankung, die sich insbesondere durch starke (Muskel‑)Schmerzen in verschiedenen Körperregionen und allgemeine Schwäche äußert. Das Wort „Fibromyalgie“ kommt vom lateinischen Wort fibra (Faser) und den griechischen Wörtern mys (Muskel) und álgos (Schmerz).
Fibromyalgie ist eine Schmerzerkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis.
Die Hauptsymptome der Fibromyalgie sind diffuse (d. h. nicht eindeutig lokalisierbare) und starke Schmerzen sowie Schwächezustände. Häufig sind die Beschwerden so diffus, dass Betroffene nicht ernst genommen werden. Viele Fibromyalgiepatienten suchen deswegen verschiedene Fachrichtungen und Ärzte auf der Suche nach einer Diagnose und der richtigen Behandlung auf.
Ursachen und Risikofaktoren der Fibromyalgie
Die genauen Ursachen der Fibromyalgie sind nicht bekannt, es gibt jedoch verschiedene Theorien zur Entstehung der Erkrankung. Eine mögliche Erklärung ist, dass bei Fibromyalgie die köpereigene „Schmerzbremse“ defekt ist: In bestimmten Situationen sorgt diese Schmerzbremse dafür, dass Menschen keine Schmerzen empfinden – beispielsweise während sie sich mit schönen Dingen beschäftigen oder frisch verliebt sind, aber auch in akuten Gefahrensituationen. Bei chronischen Schmerzen kommt es zu einer messbaren Absenkung der Schmerzschwelle, und es werden mehr Reize als schmerzhaft empfunden.
Eine weitere Hypothese nimmt an, dass es sich bei Fibromyalgie um eine Erkrankung der Mitochondrien handelt. Diese werden auch als „Kraftwerke der Zellen“ bezeichnet: Sie produzieren ATP (Adenosintriphosphat), das für alle energieabhängigen Reaktionen im Körper benötigt wird. Es wird vermutet, dass die Mitochondrien bei Fibromyalgie nicht ausreichend ATP produzieren und dadurch nicht ausreichend Energie für die körpereigene Schmerzabwehr zur Verfügung steht, die deswegen aussetzt.
Neue Untersuchungen zeigen darüber hinaus, dass es bei Fibromyalgie zu Veränderungen in den dünnen Nervenfasern der Betroffenen kommt. Ob diese Veränderungen Ursache oder Folge der Erkrankung sind und ob sie bei allen Erkrankten auftreten, ist bislang jedoch nicht geklärt.
Symptome der Fibromyalgie
Fibromyalgie äußert sich nicht bei allen Betroffenen gleich, das kennzeichnende Hauptsymptom ist jedoch immer ein „Chronic Wide Spread Pain“, also chronische Schmerzen in verschiedenen Körperregionen. Der Schmerz tritt dabei nicht immer an denselben Stellen auf, sondern betrifft wechselnde Körperregionen. Die Schmerzen wechseln typischerweise zwischen Ober‑ und Unterkörper sowie rechter und linker Körperhälfte. Es kann das gesamte muskuläre System betroffen sein. Weiterhin ist auch eine Beteiligung der Faszien (Bindegewebshüllen der Muskeln) möglich: Neue Forschungen zeigen, dass die Faszien sehr empfindlich reagieren können. So können sie bei chronischem Stress beispielsweise auch Schmerzsignale erzeugen.
Neben dem Hauptsymptom des chronischen Schmerzes treten noch weitere Begleitsymptome auf, die den Alltag der Betroffenen beeinträchtigen. Dazu gehört insbesondere eine rasche Erschöpfbarkeit: Betroffene haben ihre Energiereserven häufig bereits mittags aufgebraucht. Die Erschöpfung ist so stark, dass auch ein Mittagsschlaf nicht zur Erholung ausreicht. Ein Grund für die verringerte Leistungsfähigkeit wird in einem veränderten Stoffwechsel des Stresshormons Kortison gesehen.
Auch der Schlaf von Betroffenen wird durch die Erkrankung häufig beeinträchtigt. Fibromyalgieerkrankte leiden oft an Schlafstörungen und berichten, dass sie auch nach dem Schlafen nicht erholt sind. Des Weiteren kommt es auch zum sogenannten Rebound-Phänomen: Wenn sich Betroffene körperlich anstrengen, kommt es in den folgenden Tagen zu einer erheblichen Verstärkung der Schmerzen.
Therapiemöglichkeiten bei Fibromyalgie
Fibromyalgieerkrankte benötigen ein möglichst individuelles Behandlungskonzept, um ihre Lebensqualität zu erhöhen.
Da die Gründe für das Auftreten des Fibromyalgiesyndroms nicht sicher bekannt sind, ist eine ursächliche Behandlung der Erkrankung bislang nicht möglich.
Die Behandlung der Fibromyalgie erfolgt deshalb symptomatisch: Das Hauptziel besteht darin, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Fibromyalgieerkrankte benötigen ein möglichst individuelles Behandlungskonzept, um ihre Lebensqualität zu erhöhen. Einen besseren Umgang mit der Erkrankung zu erlernen und damit das Leben mit Fibromyalgie einfacher zu gestalten, stellt darüber hinaus eine wichtige Erleichterung dar. In einigen Fällen können Medikamente, die eigentlich für andere Erkrankungen wie beispielsweise degenerative Wirbelsäulenerkrankungen eingesetzt werden, auch die Beschwerden des Fibromyalgiesyndroms lindern. Wenn es für den jeweiligen Patienten sinnvoll ist, kann auch diese Behandlungsoption versucht werden.
Viele Betroffene verwenden sehr viel Energie auf die Suche nach der Ursache ihrer Erkrankung, sprechen unterschiedliche Fachleute an und probieren verschiedene Verfahren aus. Nicht selten geben Betroffene dafür viel Geld aus, weil sie die Hoffnung haben, ihre Beschwerden lindern bzw. loswerden zu können.
Wann sollten Betroffene bei Verdacht auf Fibromyalgie einen Arzt aufsuchen?
Bei einem Verdacht auf ein Fibromyalgiesyndrom sollten sich Betroffene direkt an Ärzte wenden, die Erfahrung mit dieser Erkrankung haben. Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen können Betroffene unterstützen.
In der Schmerzklinik Berlin wird für Patienten mit Fibromyalgie eine multimodale Schmerztherapie durchgeführt, die durch eine Anpassung der Lebensweise darauf abzielt, Beschwerden zu mildern und die Lebensfreude (wieder) zu erlernen.
Im Schmerzzentrum Berlin wird eine große Zahl von Fibromyalgiebetroffenen ambulant betreut.