Chronische Rückenschmerzen
Chronische Rückenschmerzen sind für Betroffene eine große Belastung und schränken die Lebensqualität ein. Sie verändern den Alltag und können dazu führen, dass Betroffene schlecht schlafen, ihren Beruf nicht mehr ausüben können und aus Angst vor Schmerzen jede Bewegung meiden. So kann es auch zur Gewichtszunahme kommen, die zusätzlich belastet.
Durch eine Behandlung des chronischen Rückenschmerzes können Betroffene die Kontrolle über das eigene Leben, Lebensfreude sowie Spaß an der Bewegung zurückgewinnen.
Ursachen und Risikofaktoren von chronischen Rückenschmerzen
Für Rückenschmerzen gibt es viele verschiedene Ursachen. Es wird zwischen spezifischem und nichtspezifischem Rückenschmerz unterschieden: Von nichtspezifischem Rückenschmerz spricht man, wenn diagnostisch keine eindeutige Ursache des Rückenschmerzes festgestellt werden kann. „Spezifisch“ ist Rückenschmerz hingegen, wenn ein eindeutiger Auslöser des Rückenschmerzes vorliegt – wie beispielsweise ein Bruch oder Osteoporose.
Das moderne Verständnis von Erkrankungen geht nicht mehr von rein biologischen Ursachen aus, sondern sieht die Entstehung von Krankheiten in einem „biopsychosozialen“ Kontext, der neben körperlichen Gegebenheiten auch psychische und soziale Faktoren berücksichtigt. Dementsprechend spielen bei Rücken‑ bzw. Kreuzschmerzen verschiedene Rahmenbedingungen für die Wahrnehmung und den Umgang mit der eigenen Erkrankung eine Rolle.
- Körperliche Faktoren: Rücken‑ und Kreuzschmerz können beispielsweise durch natürliche altersbedingte Beeinträchtigungen des Bewegungsapparats entstehen. Für Betroffene ist es oft schwierig, mit den daraus entstehenden Einschränkungen im Alltag umzugehen.
- Seelische bzw. psychische Faktoren: Wenn es einen Schmerzauslöser gibt, reagieren Betroffene unterschiedlich. Beispielsweise geht jemand, der frisch verliebt ist, anders mit Schmerzen um als jemand, der gerade akut überlastet ist
- Soziale Faktoren: Für die Entstehung und Wahrnehmung von Schmerz ist es ein Unterschied, ob Betroffene auf sich allein gestellt sind oder ob sie jemanden haben, der sie auffängt.
Ein Risiko für eine Chronifizierung von Rückenschmerzen besteht vor allem auch dann, wenn sich Betroffene selbst unter Druck setzen: Die Angst davor, beruflichen Anforderungen nicht mehr zu genügen und die soziale Absicherung zu verlieren, kann dazu führen, dass aus akuten Rückenschmerzen chronische werden.
(Begleit-)Symptome von chronischen Rückenschmerzen
Bei Rückenschmerzen gibt es Warnzeichen (sogenannte Red Flags). Sie bezeichnen Vorerkrankungen und Begleitsymptome von Rückenschmerzen, die Warnsignale für eine spezifische Ursache mit Behandlungsbedarf darstellen.
Bei chronischen Rückenschmerzen kann die Intensität des Schmerzes variieren und ist meist nicht die ganze Zeit gleichbleibend.
Wichtige Warnsignale, die auf behandlungsbedürftige Nervenwurzelerkrankungen oder Nervenschmerzen (Neuropathien) hinweisen, sind beispielsweise:
- In beide Beine ausstrahlende Schmerzen, die in manchen Fällen zusammen mit Gefühlsstörungen (z. B. Taubheitsgefühle oder kribbelnde, unangenehme Gefühle) im Gebiet des Schmerzes oder mit häufigem Schwächegefühl auftreten
- Plötzlich einsetzende Störungen von Blase und/oder Mastdarm wie beispielsweise vermehrtes Wasserlassen, Inkontinenz oder eine Unfähigkeit zur Blasenentleerung (Urinverhalt)
- Neurologische Defizite wie Lähmungen oder Sensibilitätsstörungen der unteren Körperhälfte
- Verminderung des Schmerzes bei gleichzeitig zunehmender Lähmung bzw. Funktionsverlust des betroffenen Muskels
Wenn solche Warnsignale vorliegen, sollten Betroffene dies ihrem behandelnden Arzt so früh wie möglich mitteilen. Durch eine angepasste Behandlung können schwere Verläufe mitunter verhindert werden.
Diagnostik von chronischem Rückenschmerz
Die Diagnose „chronische Rückenschmerzen“ erfolgt, wenn ein Patient seit über zwölf Wochen an anhaltenden Rückenschmerzen leidet. Wie eingangs beschrieben, lässt sich nicht immer eine eindeutige organische Ursache für die Schmerzen finden. Doch auch wenn – beispielsweise mithilfe von bildgebenden Verfahren – eine vermeintliche organische Ursache gefunden werden kann, führt eine Behebung nicht immer zu einem Nachlassen des Schmerzes. Bei chronischen Rückenschmerzen kommt deswegen der frühzeitigen Therapie des Schmerzes eine besondere Bedeutung zu.
Therapiemöglichkeiten bei chronischem Rückenschmerz
Bei chronischen Rückenschmerzen gibt es verschiedene Behandlungsoptionen. Die Bedürfnisse der Betroffenen sowie deren individuelle Vorstellungen von einer optimalen Therapie werden dabei in die Entwicklung des Behandlungsplans miteinbezogen. Als besonders effektiv gelten multimodale Behandlungskonzepte, die unterschiedliche Maßnahmen aus verschiedenen Fachrichtungen kombinieren.
Dabei gibt es ein breites Spektrum an möglichen Verfahren. Dazu gehören beispielsweise Yoga, Entspannungstechniken sowie (tägliche) Eigenübungsprogramme. Des Weiteren kann eine Linderung des Schmerzes mit Medikamenten erfolgen. Auch die sogenannte Neuromodulation kann eine Behandlungsmöglichkeit darstellen. Dabei wird der Schmerz durch elektrische Impulse anhaltend gelindert.
Neben ambulanten Behandlungsmöglichkeiten gibt es auch die Option einer stationären multimodalen Schmerztherapie. Diese wird über eine Dauer von mindestens vierzehn Tagen nach einem individuellen Programm durchgeführt, um zu erreichen, dass Schmerzen den Alltag der Betroffenen nicht mehr so stark beeinflussen.
Wann sollten Betroffene bei Rückenschmerzen einen Arzt aufsuchen?
Rückenschmerzen treten häufig auf. Mehr als achtzig Prozent der Menschen in unserer Gesellschaft haben beispielsweise mindestens einmal im Leben einen sogenannten Hexenschuss. Während der Schmerz dabei zwar sehr stark ist, verschwinden die Symptome im Laufe von wenigen Wochen meist wieder. Dennoch sollte man bei starken Rückenschmerzen einen Arzt aufsuchen, da eine konsequente Behandlung akuter Schmerzen die Chronifizierung des Schmerzes verhindern kann.
Bei starken Rückenschmerzen sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Wer bereits seit drei bis sechs Monaten unter Rückenschmerzen leidet und keine Grunderkrankung hat, die das Andauern der Schmerzen erklärt, sollte einen Arzt aufsuchen. Der erste Ansprechpartner ist der Hausarzt, der die Behandlungsoptionen mit dem Betroffenen bespricht und eine Therapie durchführen kann. Wenn weitere Maßnahmen notwendig bzw. sinnvoll sind, kann der Hausarzt die Behandlung durch einen spezialisierten Schmerztherapeuten in die Wege leiten.