Rückenmark-/Neurostimulation (Schmerzschrittmacher)
Was ist die Neurostimulation, und wie funktioniert sie?
Mit der Neurostimulation werden Schmerzsignale verändert, bevor sie das Gehirn erreichen – dadurch wird Schmerz gelindert. Dazu wird ein Gerät im Körper eingesetzt, das ungefähr die Größe einer Stoppuhr hat. Dieses Gerät wird auch als Schmerzschrittmacher bezeichnet. Meist wird der Schrittmacher unter der Haut am Bauch implantiert. Er gibt sanfte elektrische Impulse an das Rückenmark ab, die das für den Patienten wahrnehmbare Schmerzempfinden beeinflussen. Das Gefühl, das durch die Rückenmarkstimulation erzeugt wird, wird von jedem Patienten unterschiedlich wahrgenommen, meist erzeugt der Schmerzschrittmacher ein prickelndes oder kribbelndes Gefühl in dem Bereich, in dem der Patient zuvor chronische Schmerzen hatte.
Die Stärke und der Ort der Stimulation können mit einem kleinen Programmiergerät angepasst werden. Zum Beispiel können verschiedene Stimulationslevel zu bestimmten Tageszeiten und für verschiedene Tätigkeiten wie zum Beispiel Laufen, Schlafen oder Sitzen eingestellt werden.
Für wen eignet sich die Neurostimulation?
Die Rückenmarkstimulation ist eine Behandlungsoption für Patienten mit chronischen Schmerzen, die seit über sechs Monaten bestehen und bei denen eine multimodale Schmerztherapie keinen Erfolg gebracht hat. Eine Neurostimulation kann insbesondere bei chronischen Schmerzen im Rücken – zum Beispiel nach einem Bandscheibenvorfall – oder in den Beinen sowie bei folgenden Erkrankungen sinnvoll sein:
- Failed Back Surgery Syndrom (FBSS) mit überwiegendem Beinschmerz (Rückenbeinschmerz mit Radikulopathie, Postlaminotomiesyndrom)
- Komplexes regionales Schmerzsyndrom (Complex Regional Pain Syndrome (CRPS)) Typ I/Morbus Sudeck, sympathische Reflexdystrophie
- Komplexes regionales Schmerzsyndrom (Complex Regional Pain Syndrome (CRPS)) Typ II/Kausalgie
- Therapierefraktäre Angina pectoris
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (Fontaine-Stadium III bis IV)
- Überwiegender Kreuzschmerz
- Schmerzen nach Gürtelrose (Post-Zoster-Neuralgie)
- Polyneuropathie (z. B. diabetisch)
- Phantom‑ und Stumpfschmerz
- Morbus Raynaud
- Thrombangiitis obliterans
- Sehr schwere Kopfschmerzen, die nicht auf Medikamentengabe ansprechen
Wann ist die Neurostimulation die richtige Behandlung?
Die Auswahl der richtigen Behandlungsmethode ist abhängig von der Art und der Schwere der Schmerzen sowie der Reaktion auf die Schmerzbehandlung.
Bevor sich Patienten für einen Schmerzschrittmacher entscheiden, wird eine Teststimulation durchgeführt, um auszuprobieren, ob die Schmerzen gelindert werden. Dabei werden in einem kleinen chirurgischen Eingriff Elektroden implantiert und vorübergehend an einen externen Neurostimulator angeschlossen. Die Testphase dauert normalerweise ungefähr drei bis zehn Tage.
Eine dauerhafte Implantation kann durchgeführt werden, wenn der Patient eine Schmerzlinderung von mindestens fünfzig Prozent und eine Beeinflussung von ungefähr achtzig Prozent der schmerzenden Körperregion verspürt und die Stimulation als angenehm empfindet. Der Schmerzschrittmacher wird in einem weiteren chirurgischen Eingriff unter der Haut am Bauch oder am Gesäß eingesetzt und mit den bereits implantierten Elektroden verbunden.
Die Rückenmarkstimulation ist reversibel, kann also im Gegensatz zu einer korrigierenden Rückenoperation rückgängig gemacht werden.
Das Team der Schmerzklinik Berlin berät Betroffene über die Behandlungsoptionen für ihre chronischen Schmerzen.
Wie läuft die Implantation des Schmerzschrittmachers ab?
Der chirurgische Eingriff zur Implantation des Neurostimulationssystems dauert zwischen ein bis drei Stunden und erfolgt in der Schmerzklinik Berlin. Die Dauer des anschließenden Krankenhausaufenthalts ist individuell unterschiedlich, meistens dauert der Aufenthalt zwischen zwei und drei Tagen. Der Eingriff umfasst folgende Schritte:
- Der Patient liegt auf dem OP-Tisch – im Regelfall auf dem Bauch.
- Es wird ein Arzneimittel verabreicht, das den Patient möglicherweise etwas benommen macht.
- Der Arzt entfernt die Testelektroden und macht dann einen kleinen Einschnitt von ungefähr fünf bis zehn Zentimetern Länge im unteren Körperbereich (auf dem Rücken oder am Gesäß). Mit einer Nadel werden Elektroden (bestehend aus medizinischen Drähten) platziert, die die Stimulation in den Epiduralraum des Rückenmarks abgeben.
In manchen Fällen werden die Testelektroden nicht entfernt und können für die dauerhafte Neurostimulation weiterverwendet werden. In diesem Fall wird der alte Einschnitt erneut geöffnet, und die Elektroden werden für den Anschluss an den Neurostimulator vorbereitet. - Ein zweiter Einschnitt – ebenfalls von ungefähr fünf bis zehn Zentimetern Länge – wird am Bauch oder am Gesäß gemacht. So entsteht eine Tasche unter der Haut, in der der Schmerzschrittmacher platziert wird.
- Der Arzt schließt die Elektroden an den Neurostimulator an.
- Nachdem Elektroden und Neurostimulator positioniert sind, werden die Einschnitte vernäht, und der Eingriff wird beendet.
Normalerweise findet die Implantation des Neurostimulationssystems nicht unter Vollnarkose, sondern unter Sedierung statt. Andere Optionen können mit dem Arzt besprochen werden.