„Die Schmerztherapie war ein Neuanfang für mich.“

 

Bereits mit dreizehn Jahren erkrankt Kerstin J. an Diabetes. Die Freude am Leben ließ sie sich durch die Stoffwechselerkrankung aber nicht nehmen, ergriff nach der Schule die Ausbildung zur Schneiderin für Damenbekleidung. „Ich war eine normale junge Frau, habe geheiratet und wollte unbedingt ein Kind bekommen. Das war mein Traum!“, erinnert sie sich.

Dieser Wunsch ging in Erfüllung: Vor vierundzwanzig Jahren wurde ihre Tochter Tina geboren. Als das kleine Mädchen gerade einmal neun Monate alt war, versagten plötzlich die Nieren von Kerstin J. „Ich fiel ins Koma und musste anschließend für einige Zeit an die Dialyse. Arbeiten kann ich seither leider nicht mehr“, erzählt sie. „Irgendwann funktionierten meine Nieren und meine Bauchspeicheldrüse nicht mehr. Ich hatte großes Glück, dass sich ein Organspender fand, von dem ich zwei passende Organe erhalten habe.“

Nach der Transplantation litt Kerstin J. an starken Schmerzen in den Beinen, Aufstehen oder Laufen ohne Hilfe war nicht möglich. „Ich hatte das Gefühl, dass mich meine Beine nicht mehr tragen können. Sie fühlten sich an wie Streichhölzer, die wegknicken“, erinnert sie sich. „Ich wurde zu unterschiedlichen Ärzten geschickt, meine Venen wurden untersucht, ich musste Thrombosesocken und Einlagen tragen, aber nichts hat geholfen.“ Schließlich sollte sie einen Psychologen konsultieren. „Es gab Menschen, die glaubten, dass ich mir den Schmerz einbildete. Das war schlimm für mich“, berichtet sie.

Ein Orthopäde empfahl ihr dann, einen Schmerztherapeuten aufzusuchen, die zu dieser Zeit noch selten waren. „Ins Schmerzzentrum Berlin zu gehen, war ein wichtiger Schritt für mich. Zum ersten Mal wurde der Schmerz als eigene Krankheit gesehen und behandelt. Hier wird mein Schmerz regelmäßig gemessen – ich beurteile ihn anhand einer Schmerzskala.“ Durch die Verwendung von opiathaltigen Schmerzmitteln in Pflasterform konnte das Schmerzempfinden von Kerstin J. von acht bis neun auf drei reduziert werden. Die Wirkung der Schmerztherapie wird regelmäßig überprüft.

„Ich habe dem medizinischen Fortschritt viel zu verdanken und möchte gerne etwas zurückgeben“, erzählt die Frührentnerin. Deshalb engagiert sie sich seit vielen Jahren ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz. Sie unterstützt mit Kameraden die Absicherung von Konzerten und Volksfesten und ist bei Sportturnieren vor Ort. Ihre Tochter Tina hat durch die Erkrankung ihrer Mutter früh eine Faszination für die Medizin entwickelt. Sie arbeitet inzwischen als Intensivpflegerin in einem großen Berliner Krankenhaus. „So zeigen wir beide unsere Dankbarkeit und helfen anderen Menschen – das ist uns wichtig.“